Ötztaler Radmarathon #6 Niederlagen & wie man damit umgeht

2017 musste ich am Timmelsjoch auch aufgeben und bin mit 180 W noch ins Ziel gekrebst und musste mir vom Rennleiter sagen lassen, dass nur richtige Radfahrer den Ötztaler gewinnen und ich sicher den nie gewinnen werde.

Der Johnny Hogerland wollte 2019 gewinnen, hat dann erst 2021 gewonnen.

Der Jack Burke wollte 2021 gewinnen und hat es in 2022 geschafft.

Lernt aus euren Misserfolgen. Ein Misserfolg ist immer dazu da, dass man den analysiert, aber maximal zwei Tage. Danach muss die Analyse abgeschlossen sein und ihr müsst den Punkt abhaken und weitergehen, euch ein neues Ziel setzen. Euch sagen „ich probiere das noch einmal“.

Für mich war es immer ganz wichtig, wenn ich einen mechanischen Defekt hatte oder bei einem Rennen verkackt habe, dass ich dann das noch einmal probiere und nicht des Ergebnisses wegen, sondern um den Zustand zu erreichen, dass ich im Ziel sagen kann „ich war absolut zufrieden mit diesem Rennen“, ob ich jetzt Erster, Zweiter, Dritter oder Vierter geworden bin, war mir egal. Selbst wenn man ein Rennen gewinnt und man war nicht zufrieden damit, war es nicht perfekt. Klingt blöd, ist aber so. Es gibt Rennen, da bin ich Zweiter, Dritter geworden und war viel glücklicher, weil ich wusste, ich habe alles gegeben, ich habe das Maximum abgerufen, es war alles perfekt und die anderen waren halt einfach besser an dem Tag.

Man darf nicht aufgeben, bevor die Liste einfach abgearbeitet ist. Das ist der Grund, warum ich nicht starte. Meine Liste ist abgearbeitet. Ich habe alle Punkte erledigt. Ich habe keine Rechnung mit keinem Rennen mehr offen. Ich habe kein Ziel, das ich noch erreichen will.

Für alle, die am Wochenende nicht ihr Ziel erreicht haben, bleibt dran. Ein Tief macht einen immer stärker.

 
Ich hatte 2019 den Arlberg Giro gewonnen. Beim Highländer hatte ich am Anfang einen technischen Defekt, musste das Loch zur Spitze zufahren und diese Körner haben mir am Ende gefehlt und ich konnte nicht gewinnen. Ich war super enttäuscht über dieses Rennen, aber nachher habe ich mit einem guten Freund gesprochen, meinem Physiotherapeut und der hat auch zu mir gesagt „Mathias, genau diese Niederlage brauchst du. Nur an der Niederlage kannst du Richtung Ötztaler hin noch wachsen“.

Ich gebe es euch mit: Wachst an den Niederlagen, wenn ihr nicht das erreicht habt, was ihr erreichen wollt. Macht weiter. Es sind acht Monate bis zum nächsten Ötztaler. Der ist dieses Jahr früher. Erholt euch zuerst und beginnt dann, neu daran zu arbeiten und schließt Felder aus. Egal, ob das Rennen super geil gelaufen ist oder nicht, das Rennen nochmal reflektieren, nochmal alles genau anschauen und selbst bei einem guten Rennen noch Fehler finden, die man besser machen kann oder die man einfach vermeiden sollte.

 
Es gibt noch zwei Videos, wie man aus einer maximal großen Niederlage, wo ich persönlich im Erdboden verschwinden wollte, lernt. Das war der allergrößte Tiefschlag in meinem Leben, dass ich da noch über das Timmelsjoch fahren musste und sogar ins Ziel abbiegen musste, dass mich jeder gesehen hat, wie ich die Niederlage eingesteckt habe. Ich wäre am liebsten gleich direkt in die Garage vom Hotel, ins Auto und durch gefahren bis Gran Canaria.

Auch aus dem geht man, wenn man es kann, stärker hervor. Wichtig sind auch immer Gespräche. Es darf maximal zwei Tage dauern bis man das analysiert, drüber geredet hat und dann auch abgeschlossen und abgehakt hat. Verschwendet keine Energie mit Nachsinnieren über Wochen.