So schnell war ich noch nie – Sieg Glocknerkönig
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Nach einer sehr erfolgreichen Tour de Kärnten war ich extrem platt. Genau 9 Tage bis zum Start des Glocknerkönigs. Ich wusste ganz genau, jetzt war Erholung das wichtigste. Wenn ich nicht zu viel oder zu wenig machen würde, dann wäre die Erholung optimal.
Ich gebe euch nun einen wirklichen Einblick in mein Training zwischen 2 wichtigen Rennen.
Freitag nach der Tour de Kärnten – kein Training wegen der Heimfahrt von Kärnten nach Bregenz.
Samstag – 2 Stunden locker. Leider hab ich Matthias Brändle getroffen, da war natürlich nichts locker.
Sonntag – 1:45 Stunden mega locker. 100 Puls.
Montag – kein Training
Dienstag – 3 Stunden locker. 120 Puls
Mittwoch – 2:45 Stunden locker. 120 Puls. Die Beine werden langsam
Donnerstag – 2:15 Stunden locker im Flachen. 100 Puls
Freitag – kein Training. Anreise zum Glocknerkönig.
Samstag – 1 Stunde locker im Flachen.
Am Samstagvormittag
entschied ich mich meine Übersetzung zu ändern. Für dieses Jahr habe ich mir, zum ersten Mal, eine 11-32 Kassette gekauft. Ja ich weiß, ich schäm mich ja, aber mit 39/53 vorne kann ich die Trittfrequenz viel länger hoch halten. Kassette schnell gewechselt und dann ab zum Einfahren. Bisher lief alles TOP. Das grausame erwachen kommt noch.
Am Sonntag
war dann aufstehen um 4:30 Uhr angesagt. Dann Frühstück und ab auf die Rolle zum Einfahren. Warm eingepackt fuhr ich dann zum Start. Dort alles ausziehen und ab damit ins Auto. Bei diesem top Wetter wird es sicher heiß werden, wenn der Reaktor so richtig läuft.
Der Startschuß, jetzt geht´s los.
Im Flachen geht´s rasant dahin. So wie jedes Jahr beginnt hier der Streit um die Sprintwertung an der Mautstation. Ich halte mich fein raus und bleibe im Windschatten in guter Position. Meine Beine drehen super leicht und ich freu mich.
An der Mautstation geht´s los. Thomas Frauenschuh setzt sich an die Spitze. Ich häng mich einfach dran. Schon einmal machte ich den Fehler in Führung zu gehen, heute nicht. Thomas fährt richtig stark, nur noch 2 Mitstreiter hängen bei uns am Hinterrad.
Wenn´s so weitergeht, dann sind wir gleich alleine.
Hoffmann, ein ehemaliger Langläufer, reist ab. Versucht dranzubleiben, kämpft sich zurück. Ich benutze schon mein 32, in den steilen Passagen, das dreht super. Im Flachen will ich runterschalten, nichts geht. Scheiße, was ist da los? Der Werfer bewegt sich, aber die Kette springt nicht auf das kleinere Ritzel. Kacke, es scheint, ich habe zu wenig Kettenspannung.
Also, „Hulk Time“
Ich schalte vorne auf das 53 Kettenblatt, die Kette ist jetzt voll gespannt. Siehe da, ich kann hinten von 32 auf 28 schalten. Super, jetzt vorne wieder runter und weiter geht´s. So lange ich das 32 Kettenblatt nicht verwende, läuft alles gut. Das Hin- und Her schalten musste ich 5-6 Mal machen bis wir endlich im wirklich steilen Teil des Berges sind.
Jetzt muss auch Thomas rausnehmen. Hoffmann kommt näher. Ich denk mir: „Es ist zu früh. Mathias, du wirst sterben. Scheiß drauf, lieber sterben als nix erben!“
Also fahr ich an Thomas vorbei und erhöhe das Tempo.
Thomas lässt reißen. Hoffmann hält den Abstand konstant. Ich fange an zu rechnen. Wenn ich 340 Watt fahre, müssen die andern 360-380 Watt fahren, um mich einzuholen. Gut, ich fahr weiter mit 340 Watt. Meter für Meter kämpf ich mich hoch. Die Schaltung spinnt total, ich habe nur noch 2 Gänge. Memo an mich selber: „Am Tag vor dem Rennen nichts mehr am Fahrrad ändern.“
Das Ziel rückt in Sichtweite.
Ich höre die Zuschauer schreien. Unglaublich, hinter mir weit und breit kein anderer zu sehen. Ich gebe nicht nach, ich weiß nicht wie lange meine Kette noch hält. Trete immer weiter. Auf der Zielgraden fahr ich eine Trittfrequenz von 120. Ich kanns nicht glauben, ich bin als erster oben.
Das gibt´s ja nicht. Gewonnen wie geil ist das denn? Ich bin Glocknerkönig.
Vielen Dank.
Euer Mathias Nothegger
P.S. Never change a running system
Zusammengefasst:
Glockerkönig 2018 gewonnen – 27 km bei maximal 12% Steigung und 1.694 Hm
Strecke:
Bruck (757m) – Fusch (780m) – Ferleiten (1.115m) – Fuschertörl (2.445m)