Sicher kennst du den Moment, wenn man nicht genau weiß, ob Traum oder Wirklichkeit. Genau so ging es mir am Sonntag. – Heute, kann ich es immer noch nicht glauben. Ich hab wirklich den Ötztaler Radmarathon 2018 gewonnen.

Aber alles der Reihe nach.
Ich erzähl euch wie´s in der Spitzengruppe abging und was bei mir passierte.

Freitag – Alles war ein wenig hektisch.
Arrival from Bregenz to Sölden, check in at the hotel "Love Sun" (we had as much stuff as a family of 4, incredible), pick up the start number and meet with the other caregivers. - Then we relaxed in the wellness area, that was very fine.

Samstag – Richtig geiles Kackwetter mit starkem Regen und eisiger Kälte.
Great. So off to the role for the preload units.
Carmen asks me "the" question: "What will we do tomorrow?? You are driving?“- You can imagine my answer:“ Hm?"
The devil was loose in my head: “Null buck on rain battle. Maybe it will be even better. It's going to Italy. I told everyone anyway, when it rains I don't drive. But now I'm already there. It has been clear for 3 days that there are doping controls. If I don't start, it means that I'm afraid of control. Oh shit on it, if the weather is bad, it is too dangerous, I don't drive. Then slowly go on the descents and get dressed. Etc.“I discussed with myself all day. In the evening the decision - So start and just swallow the weather.

Sonntag – Jetzt wird´s ernst. Trocken, am Start…Yes
Thanks to a thick cloud cover, it wasn't that cold. I swung myself on the role of warming up. Packed thick, I started and waited for 4,500 other participants to take the starting shot.
The tension increased and the mass of people became noticeably more restless.

Dann der erlösende Startschuss.
Die Masse setzte sich in Bewegung. Alles lief wie geschmiert, die neuen Pacemaker zogen uns Richtung Ötz. Dadurch war es nicht mehr so hektisch wie in den letzten Jahren. Nach Ötz fuhren wir hoch ans Kühtai (2020m). Michael Spögler setzte sich gleich an die Spitze und machte mächtig Tempo. Ich kuckte blöd aus der Wäsche und versuchte dranzubleiben. Dank ihm waren wir in der Spitzengruppe nur noch 6 Rennfahrer. Sehr geil.

Kühtai – erste Verpflegung
Oben wurde ich von Carmen verpflegt. Dann Jacke zu und Handschuhe an. Wir stürzen uns in die Abfahrt. Mittlerweile regnete es und die Sicht betrug, dank Nebel, 2-3m. Am Samstag hatte ich extra noch „Trockenreifen“ aufgeklebt. Leider eigneten die nicht für Regen. Also fuhr ich in der Abfahrt wie „auf Eis“. Dafür zahlte ich später noch richtig. Aber ich möchte nicht vorgreifen.

Innsbruck bis zum Brenner fuhr die Gruppe gelangweilt dahin. Meine einzige Freude „Mars“ essen .
Rauf auf den Brenner fuhr Michael Spögler ganz vorne. Mitten drin die Frage: „Pippi??“. Alle sagen ja, bis auf Michael. – Ich sag: „Alter was ist los mit dir. Spinnst du heute total? Du fährst nur Attacke und kein Pippi.?“ Er: „Ich fahr, weil ich am Jaufenpass eh keine Chance habe!“ Ich: „Dann können wir doch erst recht Pippi machen!“ Er: „Nein“. Also gut, keiner blieb stehen und alle waren sauer.

Oben auf dem Brenner schoß Stefano Cecchini den Andreas Lenz ab. Alle nahmen raus und warten. Endlich Zeit für – du weißt schon – Pippi.
Andreas kam wieder, gesund und munter, also geht’s weiter.

Brenner – Zweite Verpflegung
Samuel Porro hatte keine Verpflegung, also gab ich ihm eine Flasche von meinen. Ich hatte ja bei meiner Verpflegerin Sissi Zörer genug bekommen. In der Abfahrt nach Sterzing begann es erneut zu regnen. Wir freuten uns, wir waren eh schon nass bis auf die Knochen. Vor lauter Kälte schüttelte es mich fast von Rad.

In Sterzing war es dann plötzlich trocken. Jetzt ging es in den Anstieg zu Jaufenpass (2090m).  Stefano Cecchini drückte auf´s Gas. Und schwubs waren wir nur noch 4. Ich dachte mir nur: „Alter wenn, das so weitergeht bin ich auch bald tot!“
Mitte Anstieg vom Jaufenpass nahm er plötzlich raus. – Das war mal komisch, gar nicht seine Art. Er fragte mich nach Gel – Ich hatte noch 3 und gab ihm davon eins. Zu viert fuhren wir dann weiter, im normalen Rhythmus (ca. 280 – 300Watt).

Jaufenpass – dritte Verpflegung
Oben wartete bereits Mario Renner auf mich. Ich bekam ich neue Flaschen und Gels. Die Abfahrt vom Jaufenpass war nass und meine Reifen hielten nicht mehr. Der Asphalt war rutschig und ich nahm raus. Meter um Meter fiel ich zurück. Die 3 waren vorne raus, ich konnte sie nicht mehr sehen. – Kacke
Ich dachte mir: “Ruhig bleiben Mathias, nur nicht stürzen. Der vierte Platz ist auch geil.“ Unten angekommen hatten noch 2 Fahrer zu mir aufgeschlossen. Weit vor uns die 3 Führenden. Stefano Cecchini, Samuele Porro und Patrick Hagenaars.

Der Rennleiter sagt, dass der Abstand 1 Minute sei. – Kacke, das wars.
Ich dachte: „Fahr einfach dein eigenes Tempo. Noch 28km, da kann viel passieren, also Tempo Mathias, Mach!“
Ich drehte auf 320 Watt hoch, aber ja nicht drüber. Besser 310 Watt und siehe da, war ich alleine – die andern 2 platzten weg.
Der Rennleiter sagte: „Der Abstand ist noch 40 Sekunden“.

Ich holte zu Patrick Hagenaars auf. 10 Minuten später hatte ich ihn dann eingeholt. Er sagt: „Gib Gas, die anderen 2 vorne sind tot.“
Ok, ich fuhr weiter meine 300-310 Watt. Ich konnte sie schon sehen. Immer näher. Weitere 10 Minuten später war ich bei ihnen. Stefano sah sehr gut aus, Samuele nicht mehr (Kacke und wir wollten doch zusammenarbeiten).

Wir kamen zum Flachstück am Timmelsjoch. Ich ging gleich in Führung, weil die 2 standen und ich meinen Rhythmus nicht verlieren wollte. Ich fuhr einfach meinen Stiefel. Nach der Kurve dreh ich mich um und war alleine. 300m lagen jetzt zwischen uns.

Noch 9km, was sollte ich tun? – Kacke
Ich fuhr weiter meine Watt und dachte: „Wenn die nochmal aufschließen wollen, dann müssen sie über 350 Watt fahren und das tut extrem weh nach 6 Stunden Rennzeit. Also fahr Mathias, fahr, nicht denken, fahr!“ Also fuhr ich.

Der Rennleiter nochmal: „Du hast 1 Minute Vorsprung.“
Ich fuhr weiter.
Rennleiter: „Du hast 2 Minuten Vorsprung, möchtest du ein Gel oder Cola?“.
Ich verneinte und fuhr einfach weiter.
Schaute immer auf den Srm, 300 Watt bloß nicht mehr. Besser waren 280 Watt, weil mir schon alles weh tat. Ich musste mich selber Maßregeln und bremsen.

Der Rennleiter rief: „Jetzt ist der Vorsprung schon 3 Minuten.“
Noch 4km bis zum Gipfel. Gott war das noch weit, mir tat alles weh, ich konnte nicht mehr.
„Reiß dich zusammen, du bist in Führung. Beiß durch!“ sagte ich mir.

Timmelsjoch (2.509m) – vierte Verpflegung
Im Nebel sah ich meinen Verpfleger, Urban Lentsch. Mit einer Cola. Jawohl. Er schrie: „Mathias, du bist vorne, gib Gas, ziehs durch“
Im Tunnel schaltete ich auf die große Scheibe, gab Gas und schoss am Führungsfahrzeug vorbei. Die Reifen vom Führungsfahrzeug quietschten und drehten durch, der Fahrer gab Gas. Er überholte mich und wir stürzten uns in die Abfahrt. Ich dachte: „Nur nicht stürzen.“

In der Abfahrt sprang mir plötzlich ein Schaf vom Strassenrand vor´s Fahrrad. 
Millimeter dazwischen, schaffte ich es noch auszuweichen – bei Maximalgeschwindigkeit. Das Adrenalin warf mich dann hoch zur Mautstation. – Geschafft. Nur noch runter.
Auf dem Oberrohr schoss ich Richtung Sölden. Dort wurde ich von extrem vielen Zuschauern empfangen, ein tosender Applaus kam mir entgegen. Auf den letzten 1,5km verschwanden alle Schmerzen und Qualen, es war einfach nur geil. Bis zur Ziellinie wurde ich bejubelt und beklatscht. Dann die letzte Kurve.

Ich rieß die Arme in die Höhe und fuhr übers Ziel – mit einer richtigen Gänsehaut.
Ich habe es geschafft. Ein Traum wurde wahr. Ich konnte es kaum glauben.

Vielen Dank.
Euer Mathias  Nothegger

P.S. Just do it.



Zusammengefasst:
Ötztaler Radmarathon 2018 gewonnen –  238km und 5.500 hm

Strecke:
Sölden (1.377 m) – Längenfeld – Umhausen – Oetz (820 m) – Kühtai (2.020 m) – Kematen (610 m) – Völs – Innsbruck (600 m) – Sonnenburgerhof – Schönberg – Matrei am Brenner – Steinach am Brenner – Gries a. Brenner – Brenner (1.377 m) – Sterzing – Jaufenpass (2.090 m) – St. Leonhard im Passeiertal – Timmelsjoch (2.509 m) – Sölden (1.377 m).

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